Das Stofftier
Am Freitag können wir immer beide etwas früher die Arbeit einstellen und das Wochenende einläuten. Daher stellte sich eine gewisse Routine ein, in der ich dich ein wenig verwöhne.
Wir haben in unserer gemeinsamen Wohnung jeder ein Arbeitszimmer, von wo aus wir in Ruhe unserer Remote-Arbeitsstelle nachgehen können. Doch freitags lässt die Geräuschkulisse aus deinem Zimmer schon erahnen, wie aufgedreht du bist.
Ich fahre meinen PC herunter und höre dich schon kramen, während ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer auf die gemeinsame Couch mache. Nach einigen Minuten höre ich dich herannahen, und somit beginnt unser gemeinsames Spiel.
Dein Outfit hatte sich geändert. Grobere und robustere Stoffe in grellen Farben und süße, handzahme Motive schmücken dich, als du das Wohnzimmer betrittst. Dein Haar ist wuschelig zu einem Pferdeschwanz gebunden, und auf dem Rücken trägst du einen kleinen Schulrucksack.
Ein Krakelen lässt du erklingen, während der Rucksack auf dem Weg zur Couch immer weiter runterrutscht, bis du ihn nur noch an einer Hand hinter dir herziehst und ihn dann in Couchnähe ganz liegen lässt.
Ich schaue zum Rucksack und dann zu dir: „Haben wir nicht darüber gesprochen, wo du deinen Rucksack abstellen sollst? Und deine Schuhe hast du auch noch an.“ Mit einem Blick voller tiefer Empörung höre ich: „Aber Mama, Schule war doof heute, die Gruppenarbeit musste ich wieder allein machen, die haben nur Quatsch gemacht, blöde Jungs.“
Ich lege meinen Kopf leicht schief: „Aber das ist doch kein Grund, dass du dich nicht an unsere Abmachungen hältst. Na los, bring deine Schuhe und deine Tasche an ihren Platz, und dann kuschle ich mit dir.“
Etwas unwillig, aber doch interessiert am gemeinsamen Kuscheln, bringt meine Kleine Schuhe und Schultasche brav weg, bevor sie zu mir kommt und sich an mich presst. Ich lege den Arm um sie, küsse sanft ihren Kopf und streichle sie.
„Das tut mir leid, dass es heute nicht so schön lief für dich und die nicht mitgemacht haben. Mama kennt das, die doofen Jungs bei ihr machen auch nie vernünftig mit. Aber jetzt hast du ja erst einmal frei und kannst ein tolles Wochenende verbringen.“
Sie zappelt etwas mit den Beinen und scheint in Gedanken eine Frage auszuarbeiten. Ich warte geduldig, bis sie fragt: „Unternehmen wir was? Wann gibt es Essen… darf ich ein Eis?“ Ich muss ein wenig kichern, wie süß sie doch immer ist.
Daher denke ich auch ein wenig nach und mache ein nachdenkliches Geräusch, um ein wenig ihre Ungeduld zu wecken. Als sich ihr Gesicht zu einem Knatschigen ausdruck beginnt zu verziehen, sage ich: „Ich habe nichts vor am Wochenende. Ich kann mit meiner Kleinen einen Ausflug machen. Hast du einen Wunsch? Essen wollte ich gleich machen. Sollen wir erst noch ein wenig etwas zusammen machen, oder hast du großen Hunger? Ein Eis gibt es erst nach dem Essen.“
Die Bestätigung des Ausflugs scheint sie schon so glücklich zu machen und der Frust der Ungeduld war verflogen, dass sie gar kein Interesse mehr hat, dem Thema Essen und Eis gedanklich hinterherzuhängen. Sie küsst aufgeregt mehrmals meine Wange, nachdem sie sich zu mir hochbeugt.
Als sie sich wieder sitzend eingefunden hat und merkt, dass sie gar nicht ausgemacht hat, sagt sie so ernst sie kann: „Sterne gucken.“ Ich nicke zufrieden, denn ins Planetarium gehe ich gern mit ihr, und ergänze: „Danach Pfannkuchenhaus?“ Woraufhin sie hibbelig immer wieder „Jaa, danke Mama“ wiederholt.
Meine Kleine ist so lieb und süß, ich könnte sie glatt aufessen, so süß ist sie. Während ich so in Gedanken voll Wonne sie betrachte, sagt sie nur kurz: „Malen“, bevor sie aufspringt und aus ihrem Schulrucksack Stifte und ein Ausmalbuch holt.
Beides legt sie auf den Wohnzimmertisch und setzt sich an diesen auf den Boden. Da ich nicht mehr zum Kuscheln benötigt werde und sie fleißig zu malen beginnt, stehe ich auf und gehe in die Küche, während ich sage: „Ich hole dir mal einen Tee, du hast bestimmt den ganzen Tag wieder nicht getrunken.“
In der Küche schnappe ich mir ihren Lieblingsbecher, eine Kanne mit ungesüßtem, erkaltetem Tee und eine Kleinigkeit, die ich für heute besorgt habe. Ich gieße den Tee in den Becher und stelle ihn zu ihr, aus dem sie sofort gierig trinkt.
Gierig genug, dass ich ihn sofort nachfüllen kann, und die Kanne dann auf den Tisch stelle. Hinter ihr gelingt es mir, das kleine Geschenk, ein überaus pinkes, glitzerndes Einhornstofftier, auf der Couch abzustellen und mich auf die Couch daneben zu setzen, während ich ihr beim Malen zuschaue.
Manchmal malt sie etwas über den Rand, doch merkt man, wie viel Spaß sie dabei hat und wie konzentriert sie sich bemüht, ein schönes Bild zu zaubern. Meine Hände lösen sanft das Haargummi aus ihrem Haar, das sie nicht zu stören scheint, und ich beginne, sanft mit den Händen durch ihr Haar zu fahren.
Die gemeinsame Interaktion gefällt uns beiden scheinbar, denn sie summt dabei fröhlich. Als das Motiv fertig ausgemalt ist, sagt sie nur kurz: „Mama, guck“, während ich mich vorbeuge und sie ausführlich lobe. Nach einem kurzen Kuss auf ihren Kopf wandert meine Hand zum Stofftier, das ich vor ihrem Malbuch auf den Tisch stelle.
Ihre Augen werden groß, ein Quietschen erfüllt den Raum, und sie schnappt sich das Einhorn, das sie eng an sich presst. Danach presst sie sich an mein Bein und kuschelt mit diesem, während ein langgezogenes „Daaaaaaaaaaaaanke“ erklingt.
Ich strahle und bin froh, dass das Geschenk seine Wirkung nicht verfehlt hat. Während sie dort an mich gekuschelt sitzt und ich sie streichle, fällt mein Blick auf die Uhr. Unsere übliche Spielzeit ist vorüber, doch ich lasse ihr noch ein paar extra Minuten. Schließlich ist ihr Team in der Firma heute wieder unfähig gewesen.
Nach einigen Streicheleinheiten sage ich leise: „Die Spielstunde ist vorüber. Komm zu mir auf die Couch und erzähl mir, wie es für dich war, wie es dir geht und was du brauchst, mein Schatz.“
Meine Frau nickt und wiederholt: „Die Spielstunde ist vorbei.“ Dann zieht sie die Kleidung aus, die sie nur über ihrer Tageskleidung angezogen hatte, und verstaut diese mit dem Malzeug in dem Schulrucksack, bevor sie sich neben mich setzt.
Leise beginnt sie zu erzählen: „Das habe ich heute sehr gebraucht, danke, dass du so eine wundervolle Partnerin bist. Ich hatte viel Spaß, das Einhorn ist total süß, danke.“ Ich lächle zufrieden und sage ein kurzes „Gern“ bevor Ich ihren Kopf durch einen Griff an ihr Kinn anhebe und küsse sie auf den Mund.
Der Kuss bleibt nicht der letzte, und während wir zur Ruhe kommen, besprechen wir, was wir heute Abend kochen werden.