Die Begegnung

Ein geselliger Abend steht an: Gemeinsam mit meinen Freunden und ein paar ihrer Freunde verabreden wir uns in unserer Lieblingsbar, um das Wochenende einzuläuten.

Die Bar ist unser Stammplatz. Laut, bunt, frei, so wie wir. Hier kann man sich fallen lassen, lachen, sich zeigen, wie man ist.

Dass die regelmäßigen Besuche für die meisten von uns auch ein regelmäßiger Alkoholkonsum sind, schmälert die Qualität des Zusammenseins zwar ein wenig, doch die nervig betrunkenen Freunde muss man wohl ertragen, wenn sie es durch die Volljährigkeit dürfen, aber durch die mangelnde Reife wohl auch meinen zu müssen.

Günstig sind die anderen Getränke auch nicht, aber definitiv eine bessere Wahl, und so bestelle ich mir direkt, als wir sitzen, einen Virgin Colada. Noch bevor die Getränke uns gebracht werden, trudeln weitere Freunde ein, die Getränkewünsche für den Tisch ergänzen.

Unter ihnen ist ein junger Mann, den ich noch nie bei einem unserer gemeinsamen Abende gesehen habe. Er ist hübsch, sehr sogar, aber das ist nicht das Einzige, das meine Augen zwingt, stetig unhöflich zu starren.

Irgendetwas hat er an sich, das ihn für mich wundervoll wirken lässt. Ich bin normalerweise zurückhaltend, doch auch wenn er nicht direkt neben mir sitzt, will ich irgendwie mehr erfahren, ihn kennenlernen. Wissen, zu wem er gehört, wie er heißt.

Die Lautstärke ist nicht so hoch, wie man es in einer Disco erwarten würde, aber die Bar ist gut besucht, und das Stimmgewirr der vielen Gäste zwingt mich, etwas lauter zu reden. Ich beuge mich bei der ersten Gelegenheit über den Tisch, um die unbekannte Person anzusprechen, und rufe ihr entgegen: „Naaaaaaa du, wir kennen uns noch nicht, wie heißte?“

Zwei Augen sehen mich überrascht an, so extrovertiert kennt man mich sonst nicht, und das ist wohl etwas zu viel, auch wenn ich noch nichts Schlimmes gesagt habe. Der Blick wandelt sich, und ich kann schwer erahnen, was in seinem Kopf vor sich geht.

Da bekomme ich auf einmal eine Antwort, eine, die mich fast schon einschüchtert: „Ich heiße Sam, benutze die Pronomen They/Them, das schonmal vorweg. Du willst mich kennenlernen? Dann komm her, lern mich kennen.“

Ich schaue unbewusst überrascht, und als ich es merke, hoffe ich, dass Sam annimmt, dass hinter meiner Überraschung die selbstbewusste Reaktion auf meine Anfrage steckt und nicht, dass ich mich wie ein Idiot benommen habe und ohne es zu wissen They in meinen Gedanken gelabelt habe.

Eine Lektion, die mir hoffentlich zukünftig in Erinnerung bleibt. Doch jetzt, für den Moment, ist meine Neugier an Sam ungebrochen, und ich quetsche mich kommentarlos an allen vorbei, bis ich mich neben Sam wiederfinde.

Es dauert nicht lange, bis Sams Augen mich neugierig mustern, um dann beim Rüberlehnen zu fragen: „Und wolltest du nur meinen Namen wissen, oder gibt es noch mehr, das dich interessiert? Zumindest bist du ja brav gekommen, als ich dich eingeladen habe.“ They grinst, und ich bin mir unsicher, ob ich an diesem Punkt überhaupt mutig genug bin, um ähnlich offensiv zu sein.

Ich habe sogar den Verdacht, dass Sam merkt, wie ich von Anfang an die Augen nicht von They lassen konnte, und mit der Kontaktaufnahme mich ein wenig triezen kann, da ich zuvor durchschaut wurde.

Ich bin mir sicher, dass wir nicht ganz unbeobachtet sind, aber man hält sich höflich zurück, um zu sehen, wohin meine Unfähigkeit uns noch führt. Verlegen stammle ich: „Ja… das wäre schön, du bist so süß und hübsch, du bist sicher auch total cool, klug und interessant… und ähm.“

Sam kichert: „Süß und hübsch also? Das dachtest du also, als du mich angestarrt hast? Süß und hübsch?“ Ich starre dich an, und so sehr wie ich selbst in meiner Verlegenheit gefangen bin, so sehr faszinierst du mich, ziehst mich in deinen Bann. Ich weiß nichts über dich, und doch verdrehst du mir spielend leicht den Kopf.

Ich nicke vorsichtig, und du scheinst zu überlegen, welche Worte wohl noch mehr Begeisterung heraufbeschwören könnten. Dein Grinsen ist unheilverkündend: „Schonmal mit einer annähernd fremden Person einfach rumgeknutscht?“

Mein Herz hämmert vor Aufregung, und ich schüttle aufgeregt den Kopf, nur um dann die nächste Frage gestellt zu bekommen: „Möchtest du denn?“ Nun ruhen bestimmt noch mehr Augen auf mir, und das Grinsen in Sams Gesicht wird stetig breiter.

Aufgeregt beiße ich mir auf die Lippe, meine Augen wandern unsicher umher. Sams Streich aufzusitzen und Gekicher von meinen Freunden zu ernten wäre sicher peinlich, aber wenn Sam es ernst meint, sage ich nicht nein. Wann hat man schon die Chance, dass ein Mensch, den man begehrt, einen kurz darauf küsst?

Also, Mut zusammengenommen, presse ich ein „Ja bitte“ hervor. Sam legt die Hand auf meine Wange, und kurz darauf spüre ich auch Sams Lippen auf meinen. Ich schließe die Augen, gebe mich dem hin, während mein Herz wohl bald den Betrieb einstellt. Vor lauter Überforderung erwidere ich den Kuss, und Sam schenkt mir weitere.

Jeder Kuss wird dankbar von mir angenommen, und ich pfeife darauf, dass uns alle sehen. Ich fühle mich vollkommen vereinnahmt von diesen weichen Lippen und hoffe nur, dass Sam niemals wieder aufhört, mich zu küssen.

Als They es doch tut, schaue ich nur sehnsüchtig den Lippen hinterher. Sams Gesicht ist nicht mehr von erhabener Selbstbeherrschung erfüllt. Die Wangen sind rot, die Atmung schwerer, und der Blick hat eher etwas Verträumtes.

Doch meine Einschätzung ist nicht ganz richtig, denn Sam kommt mir nah – so nah, dass nur ich They verstehe: „Schonmal in einer Bar rumgemacht und Lust dazu? Nimm meine Hand, und ich bin mir sicher, du wirst Spaß mit mir haben in der Kabine.“

Ich schlucke. Witze sind ausgeschlossen, wenngleich ich das noch nie gemacht habe und auch gern mehr als das mit Sam erleben möchte. Ich hoffe einfach, dass dies nur der Anfang ist, als meine Hand nach der von Sam greift.

They plinkern mit den Augen, steht auf und zieht mich die ersten Schritte hinter sich her, bevor wir gleichauf laufen und uns Richtung Herrentoilette aufmachen. Ich atme kontrolliert, um mich etwas zu beruhigen, stoße aktiv hörbare Luftstöße aus, und doch werde ich nervöser, je näher wir dem Ziel kommen.

Im Herrenklo nehmen wir gleich die erste Kabine, und nachdem diese hinter uns verschlossen ist, drückst du dich ein wenig an mich, hebst deinen Kopf und küsst mich. Erst jetzt bemerke ich, dass du ein wenig kleiner bist, das mir zuvor nicht klar war.

Du bremst dich kurz und schaust mich besorgt an: „Du sagst Bescheid, wenn du dich mit was unwohl fühlst oder etwas nicht möchtest, oki? Ich versuche auf dich zu achten, fühl dich aber nicht genötigt, wenn du das oder etwas nicht willst, okay?“

Ich beuge mich dabei ein wenig runter und küsse Sam, bevor ich antworte: „Ich möchte das hier, ich möchte dich. Es ist neu, ungewohnt, aber nicht unbehaglich.“ Sam nickt und beginnt, mich wieder zu küssen. Meine Hände vergraben sich in Sams Haar, während they meinen Oberkörper ertasten.

Ein unaufregendes schwarzes Bandshirt trennt Sams Hände von meiner Haut, und ich kann kaum erwarten, they auf dieser zu spüren. Doch statt dass Sam versucht, mir dieses auszuziehen, öffnen they meinen Gürtel und danach den Knopf meiner schwarzen Chino.

Nun, wenn man sich auf der Toilette hierfür trifft, ist wohl ein zielorientiertes Herangehen gefragt. Daher löse ich meine Hände von Sams Haar und fange ebenfalls an, they von Gürtel und Hose zu befreien.

Theys Hand wandert neugierig in meine Boxershort und umspielt meinen Penis vorsichtig, der scheinbar anders als erwartet seit einigen Minuten kaum warten kann. Meine Hand wandert ähnlich mutig wie Sam in die Boxershort, und mein Zeige- und Mittelfinger spalten sanft die Vulvalippen, um die Klitoris zu stimulieren.

Sams Küsse werden intensiver, und es ist bereits jetzt sehr schön, wir stehen beieinander, an die Tür gelehnt, und berühren und küssen uns. Sam löst sich vorsichtig von meinen Lippen und versucht, sich trotz der Stimulation zu konzentrieren: „Lust, mich zu penetrieren?“

Ein wenig zu laut hechel ich Sam ein „Ja“ entgegen, bevor They ein kleines Etui mit Reißverschluss aus der Sweatjacke zückt, ein Kondom daraus holt und das Etui wieder in der Jacke verstaut.

Obwohl es für meinen Körper ist, habe ich keins dabei. Selbst wenn es unwahrscheinlich ist, dass so etwas passiert, habe ich „Ja“ gesagt und bin gar nicht vorbereitet, eine ernüchternde Feststellung, die mich erfüllt.

Doch ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Sam mir das Kondom unter die Nase hält und fragt: „Soll ich oder kannst du selber?“ Etwas unsicher, ob es die falsche Antwort ist, Sam es machen zu lassen, sage ich verschämt: „Würdest du bitte?“

Sam nickt und macht sich nichts daraus, wie mir scheint. Kurz darauf fällt meine Kleidung untenrum zu Boden, und They ziehen mir das Kondom über. Anschließend dreht they sich um, lässt die Hose und die Boxershort ebenfalls runterfallen und beugt sich auf den Spülkasten der Toilette.

Meine Hand streichelt vorsichtig über Sams Hinterteil, um noch einen Augenblick die Schönheit, die sich mir darbietet, zu zelebrieren. Da bekomme ich noch eine knappe Info von They an die Hand: „Nicht anal.“

Mehr zu mir selbst und doch gut hörbar sage ich: „Dachte ich mir, du bist bloß so schön, da hielt ich kurz inne.“ Sam beginnt ein wenig verspielt mit dem Hintern zu wackeln und scheint sich über meine Worte zu freuen.

Ich dringe vorsichtig in Sam ein und warte einen Augenblick, ob alles gut ist und sich angenehm anfühlt für uns beide, bevor ich anfange, they zu penetrieren. Erst langsam, dann immer schneller. Ob es dieses Setting ist oder Sam, oder beides, eins ist klar: Ich wehre mich innerlich, doch ich glaube, dass ich es nur ein paar Minuten aushalten kann.

Die feucht-warme Reibung, die mich umschließt, in sich aufnimmt und umschmeichelt, verlangt mir alles ab, und wir beide kämpfen damit, unser Stöhnen leise zu halten, etwas, das äußerst schwierig ist.

Irgendwann ist mein Verstand so sehr von diesem Gefühl eingelullt, dass mein eigener Befehl, es auszubremsen, nicht mehr gilt. Ich stoße kräftiger und lasse das Gefühl auf mich zukommen.

Ich komme. Mein Verstand fühlt sich leer an, mein Hintern kontrahiert genauso wie mein Penis. Die Lust, stärker als alles zuvor, berauscht mich für wenige Augenblicke, ausgehend von meiner Eichel.

Ich rutsche vorsichtig aus Sam heraus. They beginnt sich wieder anzuziehen und sieht mich einen Moment nachdenklich an. Dann sagt Sam: „Wenn du mehr als das hier kennenlernen möchtest, wer ich als Mensch bin zum Beispiel, dann setz dich gleich zu mir. Ich gebe dir dann auch meine Nummer.“

Ich ziehe mich ebenfalls wieder an, nachdem das Kondom seinen Weg verknotet in den kleinen Mülleimer gefunden hat. Wir küssen uns noch einmal, bevor they schonmal zurück zu den anderen geht, während ich mir einen Moment nehme, um durchzuatmen.