Die Kontrolle

Ein Gähnen entweicht mir, während ich mich durch die vielen Dialoge des Spiels klicke. Die Geschichte ist spannend und gefällt mir sehr, jedoch ist die Menge an Text, die dem Spieler gelegentlich entgegengeschleudert wird, überraschend üppig, und ich bin zu unerfahren in dieser Art von Spiel.

Doch ich nähere mich einem kritischen Punkt in der Geschichte: Die Protagonistin scheint sich endlich ihrer Freundin offenbaren zu wollen, sie kann ihre Gefühle nicht mehr verheimlichen.

Ein Lächeln zeichnet sich auf meinem Gesicht ab, als die Textbox das Geständnis enthält und das Bild sie zeigt, wie sie auf ihrer Freundin sitzt und sie küsst. Hinter mir geht die Tür zum gemeinsamen Arbeitszimmer auf, und du trittst an mich heran.

Deine Arme wandern an der Kopfstütze vorbei und ruhen auf meinen Schlüsselbeinen, während du dich zu mir beugst und neugierig fragst: „Ein neues Spiel? Was ist das?“
Als ich gerade antworten und schon mal weiterklicken will, erscheint das nächste Bild, das die Szenerie wortlos beschreibt.

Die Frauen haben obenrum nichts mehr an, und etwas verlegen sage ich, geistreich wie je zuvor: „Ähm“, und klicke weiter, um dem Moment zu entkommen. Im nächsten Bild haben sie gar nichts mehr an, und ich klicke es schnell weg.

Als das dritte auftaucht, zögere ich überrascht, das, was die beiden miteinander tun, ist nicht das, was ich erwartet hätte. Ihre schmalen Finger legen sich um ihren Hals, und beide sehen danach aus, als hätten sie Spaß.

Du meldest dich nun zu Wort, und ich kann erahnen, wie sehr dir die Situation Freude bereitet, als du sagst: „So, so, da bin ich mal kurz nicht da, und das treibst du hier, meine Kleine? Kümmere ich mich nicht gut genug um dich?“

Jedes Wort ist nur dazu da, mich anzustacheln, zu beschämen und um Vergebung betteln zu lassen. Ich weiß, was du mit mir treibst, und ich liebe es.
Deine rechte Hand wandert von meinem Schlüsselbein zu meinem Hals und umschließt ihn. Ich beginne aufgeregt zu stammeln:

„Ich wusste das nicht, nur dass es queer ist! Ich würde niemals die Menge an Zuwendung infrage stellen, das steht mir gar nicht zu, und sowieso, wie könnte ich nicht zufrieden und glücklich sein?“

Du nimmst die Hand weg und sagst, während du den Raum verlässt: „Ach, ich dachte, ich muss mich nun darum kümmern. Dann wohl nicht, viel Spaß noch.“

Als du aus dem Raum bist, fühle ich mich zu aufgekratzt, als dass ich widerstehen könnte, viel zu sehr hast du die Glut entfacht, die das Spiel geweckt hat, und nun überlässt du mich lodernd der Kälte, um meine Verzweiflung zu sehen.

Ich atme tief durch, speichere das Spiel in dieser brisanten Sequenz und fahre meinen Computer herunter. Ich blicke in den Flur und gehe zum Schlafzimmer, dessen Tür geschlossen ist. Als ich sie öffne, entdecke ich dich auf dem Bett sitzend, mit strengem Blick.

Sofort wirfst du mir ein: „Du bist spät! Erst so ein Benehmen an den Tag legen und dann auch noch zu spät kommen. Ich musste auf dich warten. Und jetzt? Soll ich dich belohnen, obwohl du dich so benommen hast?“ Während ich dir einen Blick schenkte wie ein kleines Kind das an der Kasse des Supermarktes um eine Nascherei bettelt.

Du scheinst einen Moment nachzudenken. „Ich werde es tun, ich bin großzügig. Aber dafür erwarte ich, dass du deine Pflichten in Zukunft doppelt so bestrebt angehst. Haben wir uns verstanden?“

Ein eingeschüchtertes „Ja, Herrin“ entweicht mir, bevor ich auf dich zugehe und deine Hand annehme, die mich ins Bett lockt. Bei dir sitzend lächle ich dich verliebt an, ich kann nicht anders, dich zu sehen macht mich glücklich. Du erwiderst das Lächeln, doch mischst eine Spur Arroganz in deinen Blick, um den Unterschied für mich spürbarer zu machen.

„Du möchtest das also so haben? Schaust es dir schon in Spielen an, deine Herrin soll auf dir sitzen und es tun. Na dann, leg dich hin, sei mein Spielzeug und genieße, was ich dir angedeihen lasse.“

Ich lege mich hin, entblöße meinen Hals und beobachte dich, wie du auf mir Platz nimmst. Deine Hand wandert von meinem Brustkorb zu meinem Hals, während du den Blick mit mir hältst und ein gehässig-freudiges Grinsen dein Gesicht ziert.

Deine Finger umschließen meinen Hals, mehr brauche ich in dieser Position nicht. Schließlich gibt es kein Entkommen für mich; auf das Bett gepresst und mit dem Kopf fast schon fixiert bin ich dir gänzlich ausgeliefert.

Du übst Druck aus, sehr kontrolliert. Daumen und Zeigefinger versuchen, so viel Fläche am Hals einzunehmen wie möglich, und wenngleich es nie deine Absicht ist, mir gänzlich die Gelegenheit zu nehmen, an Sauerstoff zu gelangen, so ist diese Maßnahme doch sehr effektiv.

Ich ringe nach Luft, im gleichen Maße wie ich die wenige verbleibende hinausstöhne. Dein Druck verändert sich nicht, kontrolliert bleibt deine Kraft gleich, und ebenso kontrollierst du mich. Deine Augen sind auf mich fokussiert, stets bedacht, auf mich aufzupassen, mir nur so viel zu geben, wie ich ertragen kann, selbst, wenn ich nach mehr verlange.

Direkt hinter meiner Stirn tobt das Gefühl, das du in mir auslöst. Alles ist so nah, dass mein Verstand nicht nach der Ursache für die Lust suchen muss. Diese Masse, die mich vereinnahmt, mich sabbern lässt, mir die Kontrolle über meine Augen nimmt, sie ist es, die mein gesamtes Bewusstsein Stück für Stück beansprucht, bis ich nur noch Lust bin und du die Person, die sie mir schenkst.

Deine Hand löst sich von mir, gibt mir eine Verschnaufpause, wenngleich ich das Gefühl nicht loswerde, dass wenig gefehlt hätte. Mein Verstand wirkt weiterhin benebelt, mir fehlt die Kraft, groß zu reagieren, doch die Kontrolle über meine Augen kehrt zurück.

Ich blicke dich an und lächle. Vorsichtig fragst du: „Du möchtest mehr, ein krasseres Gefühl haben, oder?“
Ich nicke so gut ich kann und spüre kurz darauf deine Hand erneut an meinem Hals. Ein wenig umschmeichelt sie ihn, und ich kehre schnell in den bereits erreichten Zustand zurück. Einem Orgasmus gleichend scheine ich mich auf einen Punkt zuzubewegen, und ich weiß genau, was passieren wird, wenn ich ihn erreiche.

Wir beide wissen es, und auch wenn es wohl jedes Mal ein schauriger Anblick ist, so ist die Freude, die es mir bereitet, es dir immer wieder aufs Neue wert.
Ein wenig stärker noch wird dein Griff, peitscht mich an, die Luft wird knapper, und ich erreiche die Schwelle.

Ich werde still, mein Bewusstsein verliert sich, und ich kehre in mich zurück, fernab von der Realität um mich herum. Meine Sinne schwinden für äußere Reize, während in meinem Verstand ein Feuerwerk mich in seinen Bann zieht und mich mit Glück und Freude erfüllt, jenseits des Begreifbaren.

Steif ruhe ich in mir, während ich unkontrolliert weine und lache zugleich. Das ist das Einzige, das ich noch wahrnehme, gedämpft, aber echt. Es dauert einige Minuten, bis das letzte Gefühl, der letzte Reiz mich umspült und ich Stück für Stück Bewusstsein und Kontrolle wiedererlange.

Mein Blick sucht dich. Du sitzt noch auf mir, beobachtest das Schauspiel und streichelst meine Wange, während du liebevoll fragst: „Alles gut, Liebling? Fühlst du dich wohl? Brauchst du etwas?“
Ich nicke zufrieden und hauche verliebt: „Danke, ich liebe das so sehr. Ich liebe dich so sehr. Du bist die Beste.“

Du beugst dich zu mir herunter, küsst mich und kippst dabei seitlich von mir runter, um neben mir zu liegen.
„Du verwöhnst mich immer viel zu sehr, meine süße Herrin.“
Meine Freude und meine Dankbarkeit tun dir sichtlich gut, doch du tippst mir auf die Nase.

„Das Spiel ist vorbei. Komm zur Ruhe und genieß die friedvolle Zweisamkeit mit deiner Partnerin. Vermisch meine Rollen nicht zu sehr, ja?“

Ich nicke und küsse dich, bis dir davon die Luft wegbleibt, schließlich muss ich mich ja revanchieren, denke ich und kichere.