Die Grenzenlosigkeit

Pomni blickt zu Jax, als sie sich gemeinsam von der Gruppe distanzieren. Die Faszination für diesen merkwürdigen Hasen hat sie gepackt, und doch verspürt sie stets das Gefühl, in seiner Nähe auf einem explosiven Fass zu sitzen und mit jedem Satz ein neues Streichholz zu entzünden, das alles in Brand setzen könnte.

Jax ist ein einziges Konglomerat aus ambivalentem Verhalten und Störungsbildern. Wie sehr hat er sich vom Menschsein entfernt, und wie sehr haben diese Welt, diese Gestalt und der Wahnsinn bereits von ihm Besitz ergriffen?

Pomni ist selbst nach all dem Elend, das sie seitdem erdulden muss, noch mit ihrem Herzen dabei. Sie bewahrt sich ihre Seele, versucht die Frau, die sie war, zu bewahren, wenngleich immer mehr an ihr reißt und sie in die Verzweiflung zu treiben versucht.

Vielleicht ist es deswegen auch so reizvoll, sich Jax zu nähern. Sie bekommt stets das Gefühl, dass er der Abgrund ist, in den es zu blicken gilt, und so spürt sie, dass ihr Herz noch schlägt, dass sie noch Mensch ist und ihre Seele existiert.

Vielleicht gibt es hinter all dem Verhalten, den Wechselseitigkeiten, ja auch etwas Helles, etwas, das strahlt und bewahrt wurde. Vielleicht hofft sie, dass, wenn in diesem sarkastischen, gewaltvollen und manipulativen Häschen noch echte Wärme steckt, sie selbst, egal wie tief sie fallen würde, eine Chance hat, sich wiederzufinden.

Sein selbstbewusster, überzeichneter Gang, der dem eines selbstverliebten Adeligen gleicht, wirkt einschüchternd, wenn man die so viel kleinere und deutlich zaghaftere Pomni neben ihm erblickt. Und doch scheint da etwas zu sein, das die beiden miteinander verbindet.

Stetig bewegen sie sich fort. Hier und da kleine Offenbarungen, Gedanken, Scherze. Und dazu ein Jax mit einer Wärme, die fast schon tröstlich wirkt.

Als die beiden bei dem Gang angelangt sind, in dem sich die Zimmer der Bewohner befinden, zögert er, möchte abwiegeln, das Ganze abtun als schlechte Idee. Doch Pomni ergreift mit ihrer kleinen behandschuhten Hand die seine.

Ein Zucken in Jax’ Gesicht wird sogleich von einem selbstbewussten Gehabe überspielt, als er verkündet: „Du wolltest also was anderes gezeigt bekommen, als ich dachte. Aber hey, wer, wenn nicht ich, kann dir da helfen?“

Pomni zuckt zusammen. Es hätte ihr klar sein müssen, dass er mit grober Körperlichkeit auf emotionale Unterstützung reagiert. Zu erwarten, dass er sich verletzlich zeigt und gänzlich öffnet, ist zu hoch als Anspruch. Er ist eher die Art von Hund, die man laufen lassen muss, sonst würde jede Bemühung in einem Verkriechen münden.

Doch sie will dieser Provokation nicht unterliegen, ihm nicht den Freifahrtschein geben, ihre Gefühle ins Lächerliche zu ziehen. Also zerrt sie ein wenig an ihrem Kostüm, während sie spricht: „Ich denke… nun, das würde mir gefallen, aber das geht nicht, oder?“

Etwas, das Jax nun sichtlich überrascht reagieren lässt. Während er innerlich taumelt, sucht er nach einem coolen Spruch, irgendetwas, das ihn retten könnte. Da kommt es ihm: sachlich erklären, mit einer Überheblichkeit in jedem Wort, das macht es weniger konkret.

Also setzt Jax an: „Ist es dir nicht aufgefallen? Schau dich um. All das hier ist nicht echt. Schau dich an und mich. Wir sind nur noch Karikaturen von Lebewesen. Zooble ist nicht mal mehr das, so als Haufen Müll. Wir können die Welt gestalten, wir können uns gestalten, wir tun es die ganze Zeit. Doch Caine hat es verboten, und als würde die brave Pomni so etwas machen.“

Pomni schaut ihn mit großen Augen an. Die Erkenntnis trifft sie, und hat nicht den Effekt, den Jax wohl beabsichtigt hat. Denn sie spurtet los in ihr Zimmer, Jax’ Hand immer noch fest umschlossen, während dieser mit einem sehr langen Arm noch im Flur steht.

Schwungvoll wie ein Gummiband, das man unter Spannung hält, saust Jax seiner Hand hinterher und gibt Pomni umso mehr die Bestätigung, dass ihre neue Welt eine Leinwand ist. Dass sie nicht der Pinsel ist, der von anderen geschwungen wird, sondern sich selbst auf dieser Fläche verewigen kann.

Sie zieht den irritierten Jax herunter und beginnt, ihn zu küssen. Und er ist zu verführt, als dass er in diesem Augenblick seinen Selbstzweifeln Raum geben könnte. Also erwidert er immer wieder ihre Küsse, bis es Pomni ist, die diese unterbricht.

Bevor er etwas sagen kann, starrt sie ihn entschlossen an: „Wir können Schmerzen erleiden, aber nicht sterben. Wir sind nicht an die Grenzen unserer Körper oder der Physik gebunden, stimmt?“

Doch die Frage scheint rhetorischer Natur zu sein. Denn bevor Jax irgendetwas dazu sagen kann, zieht sie seinen Mund wieder an ihren und legt die Hand, die sie seit eben nicht losgelassen hat, an den wenigen Hals, der von ihr vorhanden ist.

Jax bedarf keiner Erklärungen. Er küsst, während er Pomni dabei unterschiedlich stark würgt, und sie ist davon immer angeregter und schnaubt aufgeregt. Jax ist sicher nicht die Art von Hase, der sich viel daraus macht, wie erfüllend es für alle Beteiligten ist. Doch wenngleich es nur wenige Minuten wären, wenn sie nur einen Hauch von Zärtlichkeit bekäme, würde es ihr vielleicht reichen, zumindest für den Moment.

Alles an ihrem Körper ist Teil ihres Körpers. Die Daten können verändert werden, doch ihre Schuhe sind ihr zugehörig, so wie ihre Augen es sind. Somit ist Ausziehen keine Option. Daher schließt sie die Augen und versucht, sich vorzustellen, wie sie war.

Doch statt des blau-roten Stoffes, der zwischen ihren Beinen prangert, soll sich etwas anderes zeigen. Es dauert einige Momente, Jax’ Würgen macht es ihr nicht leichter, doch sie ist froh, dass er ihr diesen Dienst erweist.

Als seine Augen an ihr hinabsahen, erblickt er Pomnis Vulva, und sein Griff an ihrem Hals lockert sich stark. Auch die Küsse unterbricht er. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass er es ihr gleich tut. Denn dass er vor ihr auf die Knie fällt und ihr Freude schenkt, scheint keine Option zu sein.

Auch vermisst sie ihre Brüste und das Spiel mit ihnen, doch diese eine Veränderung erfordert bereits all ihre Konzentration. Und während auch Jax sich zu verändern beginnt, scheint sich Pomni ihrer Sache sehr sicher zu sein. Es kann in dieser Welt nichts schiefgehen, und wenn das Würgen sie erregt, warum sollte es das nicht auch tun?

Als Jax soweit ist, dringt er schweigend in sie ein und macht den Eindruck, doch eher ein Karnickel zu sein. Wie lange ist es nun her, dass sie etwas derartiges spürt? Dass jemand sie spürt? Zu lang. Also ist das schon okay.

Jax hechelt, während er immer wieder in sie dringt, und Pomni stöhnt leise, während sie ihren Hals offenbart, den er bereitwillig weiter würgt. Ihre eigene Hand wandert an sich hinab und streichelt ihre Klitoris. Wenn er brav weiter würgt und penetriert, könnte das was werden, wenn sie nachhilft.

Und so streift sie mit der Hand über die inneren Vulvalippen, um dann wieder in Kreisen die Klitoris zu umspielen. Minuten vergehen, und Jax hält sich tapfer. Ob er wohl weiß, dass sie gerade ein Wettrennen gegen die Zeit zu gewinnen versucht, und will er sie unterstützen? Vielleicht steckt ja doch mehr in ihm, als sie ihm in diesem Bereich zutraut.

Sind es zehn Minuten? Fünfzehn? Oder weniger? Doch er wird noch einmal schneller, bevor er in ihr kommt und aufhört zu stoßen. Überraschend, dass das auch passieren würde, doch sie kann sich sicher sein, dass dies keine Folgen hat, oder?

„Nicht ablenken lassen“, denkt Pomni und massiert weiter mit festerem Druck als zuvor, um noch einen Höhepunkt zu erleben. Jax gleitet aus ihr, aber seine Hand bleibt konstant an ihrem Hals. Und da ist es: sie spürt es. Gleich wird es passieren. Als würde sie mit jeder Bewegung ein Objekt über ein Hindernis hinwegziehen.

Sie quietscht auf, ihr ganzer Körper zuckt, während sich das Stöhnen mit einem tonlosen, schweren Atmen mischt. Jax lässt von ihrem Hals ab und betrachtet sie für einen Moment.

Pomni kuschelt sich in das Bett und verarbeitet noch das stetige Pulsieren zwischen ihren Beinen, die Wellen, die bis in ihren Verstand kriechen und sie mit Lust erfüllen. Die Wärme und Geborgenheit, die die Hormone auslösen.

Zaghaft streckt sie die Hand nach Jax aus, doch dieser sieht seine Chance und flieht, was Pomni ein resigniertes „Feigling“ entlockt, das sie ihm hinterherruft. Also bleiben Pomni nur Kissen und Decken, um ihr Verlangen nach Nähe jenseits von Sexualität zu stillen. Schließlich ist ihr das Häschen entlaufen. Aber vielleicht ist dies nicht das letzte Mal. Vielleicht gibt es da noch mehr zu entdecken.