Das Wagnis – Fortsetzung (Alternatives Ende)
Es sind ein paar Wochen vergangen, seit wir es versucht haben, seit wir uns locker und leicht gefühlt haben, und seitdem sind wir irgendwie verschreckt. Wir machen alles richtig, wir achten aufeinander, und es kann nicht immer alles gelingen.
Trotzdem hatten wir in diesem Bereich einfach keine großen Rückschläge zu verkraften. Eine Tatsache, die in allen anderen Bereichen öfter vorkommt und weswegen wir dort auch geübter sind.
Besonders bei sexuellen Dingen ist man im besten Fall so verletzlich und echt wie nirgendwo sonst. Dadurch sind Rückschläge besonders schmerzhaft, schätze ich. Ich glaube, du denkst ähnlich und weißt momentan nicht, wie wir damit umgehen sollen.
Wir schlafen seitdem nicht mehr miteinander. Du wirkst so distanziert bei dem Thema, wir kuscheln meist nicht mal mehr nachts, um wohl nichts in dem anderen zu wecken. Ich glaube, du hast Angst, mindestens so viel wie ich, und bist überfordert. Ich traue mich nicht, auf dich zuzugehen, aber eigentlich liebe ich dich, eigentlich will ich dich doch.
Der Tag geht zu Ende nach Pizza und einem schönen Film. Tagsüber ist es trotzdem irgendwie entspannt bei allem, was wir tun. Wir funktionieren gut zusammen und wenn wir dann im Bett liegen, wirken wir wie schüchterne Teenager mit einem Crush und zu viel Angst, die Hand des anderen zu ergreifen.
Ich ziehe mich aus, lege mich auf meine Seite des Bettes, und du folgst mir. Ich höre, wie du dich ausziehst und dich auf deine Bettseite legst. Doch anders als die letzten Tage rutschst du wieder an mich ran, wie wir es sonst taten.
Deine Hand bahnt sich etwas unkoordiniert den Weg zu meinem Bauch und mir stockt der Atem. Als du gegen meinen Nippel stößt, der leider viel zu lange keine Beachtung mehr von dir bekam, quieke ich kurz auf. Doch es setzt sofort die Scham ein, das Unbehagen, dass das nichts war, das ich machen darf. Ich verschließe mit meinen Händen meinen Mund und mein Magen rumorte.
Letztlich findet deine Hand dann endlich meinen Bauch, der im Inneren sich nicht davon abbringen lässt, weiter zu krampfen. Und ich nehme langsam die Hand wieder vom Mund, während ich ein trauriges „tut mir leid“ erklingen lasse.
Deine Atmung beschleunigt sich, und es fehlt wohl nicht mehr viel, bis du weinst. Dabei war der Abend so schön zu zweit gewesen. Ich habe wohl alles für uns beide ruiniert mit meinen kranken Gedanken und Wünschen. Wie lang wird es dauern, dass die Probleme auch am Tage stattfinden? Wieviel Zeit haben wir noch zu zweit?
Du unterbrichst die angespannte Stille: „Wir haben beide eine gute Art gefunden, wie wir mit Situationen beim Sex umgehen. Aber wie wir damit umgehen, nachdem etwas passiert ist, das nicht so geplant war, daran müssen wir echt noch arbeiten.“
Ich schlucke und kralle mich ein wenig in das Spannbetttuch unter mir. Aber ich bringe einfach kein Wort heraus. Somit ergreifst du es wieder: „Ich habe dich eben aus Versehen berührt und du hast so stark darauf reagiert. Eine Reaktion, als hättest du mir etwas Schlimmes angetan mit deiner kurzen aufgeflammten Lust. Als würde mich der Gedanke, nochmal mit dir intim zu werden, traumatisieren und anwidern.“
Ich merke, wie schwer es dir fällt, und noch nehme ich nicht an diesem Gespräch teil, noch verharre ich in der Überforderung, während du sprichst. „Was wäre gewesen, wenn die Berührung Absicht gewesen wäre? Was wäre, wenn ich Sex mit dir will? Was wäre, wenn ich genau danach fragen würde, dich zu berühren, dich zu lieben und glücklich zu machen?“
Endlich bekomme ich mich aus meiner Schockstarre und antworte dir auf die letzte Frage, denn von allen Dingen war sie das leichteste. „Ich habe Angst, Angst vor so vielen Dingen, manche sind neu, manche machten mir schon vorher Angst. Aber eigentlich sehne ich mich nach dir seitdem. Ich würde mich gern von dir berühren lassen, obwohl ich an allem schuld bin.“
Langsam wandert deine Hand in Richtung meiner Brüste und meine Atmung wird schneller als sie fast bei ihnen ist. Ich beginne mit meinen Beinen schon zu strampeln, als wäre sie bereits dort, und mir stockt der Atem.
Nur noch ein kleines Stück und… du kicherst und wanderst mit deiner Hand wieder zu meinem Bauch. Meine Atmung setzt wieder ein und ich hätte ahnen müssen, dass meine Reaktionen deine Liebe fürs Teasing herauskitzeln würden. Du quälst mich gern und ich lasse mich gern von dir quälen.
Als ich mich wieder gefangen habe, bin ich auch ohne Berührung meiner Nippel lockerer als zuvor und quengle: „Freu dich lieber, dass ich dich so sehr vermisst habe, anstatt mich zu ärgern.“ Dein Kichern verstummt und du scheinst nachzudenken, planst du neue Gemeinheiten oder würdest du mich nun einfach anfassen – das konnte man bei dir nie wissen.
Ein Glucksen, gefolgt von deiner Hand, die du von mir nimmst und scheinbar auf dich legst, da ich sie nicht mehr spüre, sind der Auftakt. Dann sagst du aufgesetzt empört: „Ich verstehe, dir gefallen meine Zuwendungen nicht. Das tut mir leid, dann werde ich dich mal nicht weiter stören.“
Wenn wir Sex haben, darf eine gewisse Struktur, ein Machtgefälle, eine Rangordnung bestehen. Wir beide mögen es gern, wenn wir einander mit dem Wunsch danach überraschen. Und dass du das Ganze in diese Situation einwebst, macht mich nicht nur verzweifelt, ich genieße es auch.
Und da dies hier gerade passiert, scheint mir nur eine Sache zu bleiben, und so beginne ich zu flehen: „Herrin, ich habe mich unangemessen verhalten und das Geschenk, das Ihr mir machtet, nicht dankbar angenommen. Ich war fordernd und frech Ihnen gegenüber. Bitte vergeben Sie mir.“
Du lachst überheblich: „Vergeben soll ich dir? Und dich am besten noch weiter belohnen, nachdem du dich so verhalten hast? Bestrafen werde ich dich. Ich habe schon eine Idee, was deine Strafe sein wird. Doch du hast Glück, da mein Spielzeug nicht bei der Strafe zerbrechen soll, helfe ich dir, dich aufzuwärmen.“
Mit den Worten greifst du nach meiner Brust und beginnst, meinen Nippel zu streicheln. Ein Quietschen entfuhr mir, doch diesmal versuche ich nichts zu unterdrücken, nichts fühlt sich in dem Moment falsch oder komisch an, und ich genieße es. Je öfter du drüber streichelst, desto ausgelassener wird mein Stöhnen und ich bin so froh, dass wir wieder zueinander finden in diesem Aspekt.
Deine Berührungen sind sehr gewissenhaft und nur auf mich fokussiert, denn weder willst du noch darf ich dich berühren. Ich spüre deinen kontrollierenden Blick, während ich meinen Kopf vor Lust umherwerfe und erschöpft stöhne und hechle. Ich reagiere auf Stimulation dort sowieso sehr stark, doch die lange Zeit des Wartens hat es noch intensiver gemacht und ich bin definitiv drauf und dran, meinen Verstand zu verlieren.
Nach einigen weiteren Momenten wirst du langsamer, bevor du deine Hand ganz wegnimmst und darauf wartest, dass ich dich ansehe, etwas das mir sichtlich schwerfällt. Leise fragst du: „Liegt das Tuch in deinem Nachttisch oder meinem? Denn es wird Zeit für deine Bestrafung.“
Ich weiß, es liegt bei mir, und ich grabbele nach der Schublade und fische, ohne hinzusehen, das Tuch aus dieser. Du nimmst es mir ab und verbindest meine Augen damit, während ich die Schublade wieder schließe. Dann hauchst du: „Rutsch in die Mitte, ich bin gleich wieder da.“
Du stehst auf und bist vielleicht eine oder zwei Minuten weg, bevor du wiederkommst. Brav habe ich mich in die Mitte auf den Rücken gelegt und warte gespannt. Die Decke ziehst du mir weg und setzt dich auf mein Becken. Die Arme schiebst du mir über den Kopf hinweg und fesselst diese an das Kopfende des Bettes. Als dann über meinen Bauch etwas Kaltes fährt, erschaudere ich.
Neugierig fragst du: „Du weißt, was du da gerade spürst, oder?“ Ich nicke, denn das, was es ist, scheint mir vom Gefühl eindeutig, auch wenn ich nicht erwartet habe, dass so etwas nochmal passieren könnte. Unsicher frage ich dich: „Bist du dir sicher? Du musst das nicht tun, ist mir gar nicht so wichtig.“
Dein Schnauben ist nicht zu überhören, und ich habe erst das Gefühl, dass du mit mir lautstark meckern willst. Doch du nimmst dir einen Moment und sagst mit ruhigem Ton: „Wir genießen Dinge jenseits von Vanilla, wir mögen das Machtgefälle, die Kontrolle, das Vertrauen, du Schmerz und ich, die diesen zufügt. All das genieße und liebe ich.“
Dann setzt du die Spitze des Messers an meinen Bauch und machst einen ganz kleinen Kratzer, der mich aufstöhnen lässt: „Wir wissen beide, wie sehr du dir das hier gewünscht hast, also sei bitte ehrlich zu mir. Ich habe mich nicht davor geekelt, ich fand es nicht komisch, dass du das magst, und ich glaube, das, was du in meinem Gesicht gesehen hast, war etwas anderes, als das, was du glaubst.“
Mein Herz schlägt sehr und allein der kleine Kratzer mit dem Messer bringt mein Blut in Wallungen. Ich will es wissen, es verstehen, und auch wenn es vielleicht wieder schlecht läuft, ich kann nicht anders, als es mir wieder zu wünschen. Und so frage ich dich: „Was war es, was du gefühlt hast, als es passierte, und wird es wiederkommen, wenn du es nochmal machst?“
Ein zweiter Kratzer und ein gieriges Stöhnen kündigen deine Antwort an: „Es hat mir Angst gemacht, nicht wegen dir, sondern wegen mir. Es war so einfach, es machte Spaß, ich schnitt einfach in dein Fleisch, das Fleisch der Person, die ich liebe. Ich sah dein Blut aus dem Schnitt hervorkommen und auch das gefiel mir. Es war etwas, das ich ursprünglich für dich gemacht hatte, doch dass es so einfach war, so spaßig, die Frau, die ich liebe, aufzuschneiden… das hat mir so schreckliche Angst gemacht.“
Was du erzählst, macht Sinn und ich glaube dir, doch ist das nicht genau das, was es braucht, um dieses Bedürfnis zu befriedigen? Ist es denn wirklich so schlimm, dass du dich so fühlst? Ich will das ja. Und mit dieser Erkenntnis sage ich: „Du begegnest mir nicht beim Frühstück und rammst mir ein Messer in den Bauch, du überfällst keine Frauen in dunklen Gassen. Du hast bloß Sex mit deiner Freundin, die gern diesen Schmerz erlebt, und du magst es, ihr den zu schenken. Nur weil es dir gefällt, macht dich das nicht zu etwas Schlechtem, du würdest mir nie etwas antun, das wir nicht wollen.“
Du atmest tief aus und wanderst ohne Druck mit dem Messer über meinen Bauch und meine Brüste: „Wenn ich dir nun ins Fettgewebe an der Hüfte einen kleinen Schnitt mache, wird es dich erregen – und mich wohl auch. Ich werde den Schnitt, die Reaktion und selbst den Anblick des Blutes genießen. Bist du dir sicher, dass das okay ist, dass ich mich so fühle?“
Allein dass du es beschreibst, lässt mich ungeduldig darauf hoffen. Du willst eine klare Antwort auf deine Zweifel und ich bin bereits der Lust verfallen. „Wenn es okay ist, dass ich mich so fühle und mich kaum noch beherrschen kann, warum sollte es dir bei der gleichen Sache nicht genauso gehen dürfen?“
Du setzt das Messer an einer Stelle an, bei der nichts Wichtiges verletzt werden kann, und übst leichten Druck aus, um sich wohl durch meine Reaktionen die letzte fehlende Bestätigung zu holen. Als du mein aufgeregtes Nicken bemerkst, schneidest du hinein und förderst ein wenig Blut zutage.
Ich schreie, stöhne, winde mich, doch alles mit Freude, und ich hechle immer wieder „danke“. Als meine Reaktionen verklungen sind und ich wieder fit wirke, machst du einen zweiten.
Auf diese folgen noch weitere, und die Klinge wandert zur Körpermitte. Die kleinen Schnitte brennen und der nächste spaltet deutlich mehr meines Fleisches direkt über meinem Bauchnabel. Ich schreie auf und zapple, während Tränen hinabrinnen.
Heiser schreie ich „Bläuling“. Doch anstelle dessen, dass du zusammenzuckst, auf mich reagierst und mich umsorgst, sticht die Klinge ein paar Zentimeter tief in meine Brust. Mein warmes Blut rinnt über meinen Körper und ich schreie, bettele, versuche zu beschwichtigen. Doch mit jeder weiteren Sekunde ist die Frau, die ich liebe, mehr entschwunden.
Immer mehr zieren meinen Körper unkontrollierte Schnitte und Stiche. Mich zu befreien gelingt mir nicht, und selbst ohne die Fesseln bist du mir stets körperlich überlegen gewesen.
Ich versuche es mit Liebesbekundungen zwischen dem Flehen, mich am Leben zu lassen, und du scheinst davon sogar mittlerweile genervt zu sein. Ein paar Stiche durchdringen meinen Bauchraum und mir wird schwindlig. Ein letztes verzweifeltes Flehen wird durch einen Schnitt in den Hals beendet.
Bewusstsein und Leben schwinden aus mir und am Ende bleibt die Frage: Habe ich dich dazu gemacht, habe ich entfesselt, was verborgen bleiben sollte? Oder war es einfach eine Frage der Zeit, bis es passieren musste.