„Die Frau in Schwarz“ ist ein Film aus dem Jahr 2012, der sich klar im Horrorgenre mit einer klassischen Haunted-House-Thematik positioniert. Er weiß genau, was er sein will, und vermittelt diese Identität sehr selbstbewusst. In der Hauptrolle sehen wir Daniel Radcliffe, der durch seine Verkörperung von Harry Potter weltberühmt wurde und oft auf diese Rolle reduziert wird. Doch ihn darauf zu beschränken, wäre ein großer Fehler. Nach dem Ende seiner Zeit als Harry Potter hat er sich mit Händen und Füßen von dieser Figur emanzipiert – und das mit Bravour. Radcliffe ist ein herausragender Schauspieler, und in „Die Frau in Schwarz“ liefert er eine eindringliche Performance, die mich durchweg mitfiebern ließ.

Neben ihm spielt das Haunted House selbst die zweite Hauptrolle. Die Architektur und das Interieur sind eine Augenweide, und jede langsame Kamerafahrt fängt die vielen kleinen, mysteriösen Details des Gemäuers perfekt ein. Die Geschichte verknüpft das Haunted-House-Szenario mit dem bekannten „schenke dem Geist Frieden“-Trope, das sich oft wie ein Kriminalfall entwickelt. Bis zum Schluss bleibt es spannend, da man nie sicher sein kann, ob die Bemühungen tatsächlich erfolgreich sein werden.

Ich persönlich habe eine Schwäche für solche Erzählstrukturen und kann mich leicht für Geistergeschichten begeistern, daher mag ich in dieser Hinsicht etwas voreingenommen sein. Allerdings habe ich auch viele ähnliche Geschichten gesehen und bin zu dem Schluss gekommen, dass dieser Film durch seine zahlreichen Stärken ganz oben mitspielt.

Abseits des Haunted House gibt es noch einen Handlungsstrang, der von misstrauischen Bauern handelt. Dieser dient zwar als Kulisse, nimmt jedoch eine eher untergeordnete Rolle ein. Das Haus selbst wird regelmäßig durch die Gezeiten vom Festland abgeschnitten, was die bedrückende Atmosphäre noch verstärkt.

Der Film überzeugt zudem durch ein spannendes Sounddesign, bei dem oft einfach Stille herrscht. Dadurch bekommt jedes Geräusch eine besondere Bedeutung. Die Effekte, die nicht praktisch umgesetzt werden konnten, haben aus heutiger Sicht (2024) zwar noch Luft nach oben, aber sie fügen sich trotz des Alters des Films immer noch stimmig ins Gesamtbild ein.

Somit komme ich zu meinem Fazit: Für das, was der Film sein möchte, ist er eine viel zu selten besprochene Perle, die ich jedem ans Herz legen kann, der sich für Geister- und Horrorfilme begeistert. Daher kann ich diesem Stück Filmkunst guten Gewissens eine 8/10 geben. Ich hoffe, dass ihr euch diesen Film an einem verregneten Abend bei Gewitter gemütlich auf der Couch anschaut und die Liebe der Filmschaffenden entdeckt, die in jeder Szene steckt.