Constantine (2005) ist die Realverfilmung der gleichnamigen Comicfigur von DC und bringt mit seinem düsteren Antihelden frischen Wind, besonders zu einer Zeit, als Superheldenfilme noch nicht allgegenwärtig waren. Einige Aspekte der Comicfigur wurden für den Film übernommen und sind deutlich zu spüren. Andere hingegen, wie etwa Constantines Erscheinungsbild, finden sich nicht wieder: Aus dem blonden, unrasierten Herumtreiber wurde schlicht Keanu Reeves . Doch Reeves geht hervorragend in der Rolle des sarkastischen, selbstzerstörerischen und zynischen John Constantine auf. Auch die Schwierigkeiten und Gefahren im Umgang mit Constantine selbst werden gut eingefangen.

Die Geschichte ist düster und fühlt sich an wie die Art von Erzählung, die ich auch aus den Comics erwarten würde. Obwohl auf einen hohen Gore-Anteil verzichtet wurde, bekam der Film in Deutschland dennoch eine FSK-16 und in den USA ein R-Rating. Die schauspielerische Leistung ist durchgehend gut – sofern man mit Keanu Reeves‘ Art zu spielen etwas anfangen kann. Besonders sticht Tilda Swinton heraus, die in jeder Szene das Bild dominiert, fast wie eine Göttin, die von ihren Anhängern umringt ist. Ihre einzigartige Präsenz macht es allein schon wert, den Film anzuschauen.

Die Rolle von Rachel Weisz hingegen fand ich etwas problematisch. Sie hat hauptsächlich die Funktion, geschichtsrelevante Ereignisse voranzutreiben und mit ihrer Unkenntnis über die übersinnliche Welt Expositionen anzustoßen, die uns als Zuschauer abholen. Abseits dessen soll sie eine Figur sein, mit der wir mitfühlen und uns identifizieren, doch wirkt sie oft unsympathisch, fast schon störend. Man bekommt das Gefühl, dass diese Figur lieber etwas anderes als Polizistin geworden wäre, denn selbst darin scheint sie nicht besonders gut zu sein. Hier hätte man dem süß-naiven Chas Kramer, gespielt von Shia LaBeouf, gerne mehr Screentime geben sollen, denn mit ihm fiebert man im Vergleich zu Angela Dodson, gespielt von Weisz, deutlich stärker mit.

Trotz der vergangenen 19 Jahre sind die Effekte immer noch ein beeindruckendes Spektakel, und die Welt des Films lädt einen dazu ein, sich in ihr zu verlieren.

Insgesamt macht der Film von Anfang bis Ende Spaß, bringt einige ordentliche Knaller-Szenen und zeigt uns mit John Constantine eine drastische und abgebrühte Figur, der man gerne bei der Arbeit zusieht. Trotz der eher schwachen Rolle der Angela Dodson kann der Film in vielen Bereichen überzeugen und bleibt im Jahr 2024, unter dutzenden Comic-Verfilmungen, ein Werk, das durch seine frische Herangehensweise an das Genre hervorsticht. Daher vergebe ich dem Film eine verdiente 7,5/10 und kann ihn schon allein wegen Tilda Swinton jedem empfehlen.